Evangelienkommentar 25. Sonntag im Jahreskreis (Mt 20, 1–16)

(rb–20.9.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Frank Cöppicus-Röttger, Stadtpfarrer von Radstadt und Pfarrer im Pfarrverband Forstau, Radstadt, Untertauern.

Gottes Gerechtigkeit ist anders

Das ist doch ungerecht! Da kriegt der, der nur eine Stunde gearbeitet hat denselben Lohn wie der, der den ganzen Tag geschuftet hat. Alle bekommen einen Denar, den damals üblichen Tageslohn. Die den ganzen Tag gearbeitet haben regen sich auf, weil sie nicht mehr bekommen als die zuletzt angeworbenen. Das versteht wohl jeder, denn in dieser Welt, wo wir alle dahingehend erzogen wurden gerecht zu teilen und gerecht zu entlohnen und diesbezüglich richtig zu rechnen riecht das nach Ungerechtigkeit.
In dem von Jesus verkündeten Reich Gottes scheint es aber anders zuzugehen.

Oft stellen wir Menschen Fragen wie: „Was kriege ich dafür, wenn ich das und das tue?“ oder auch: „Womit habe ich das verdient?“ Im Reich Gottes sind diese Fragen nicht von Relevanz, denn Jesus hat alles für uns am Kreuz verdient und er schenkt uns alles gratis – auch den Himmel. Wir müssen es nur annehmen. Das fällt uns Menschen aber oft genug schwer. Es kommt uns vor, dass wir nur „gerade da stehen können“, wenn wir alles selber verdient haben und deswegen gönnen wir den anderen oft auch etwas nicht, wo wir der Meinung sind, dass sie es nicht verdient haben. Das alles entfremdet uns voneinander und es gibt Neid und Eifersucht unter uns und wir kämpfen oft selber einsam mit unserem schlechten Selbstwertgefühl.

Möchte ich von Gott lieber nach meinem Gerechtigkeitssinn oder nach seiner Barmherzigkeit behandelt werden?

Gottes Gerechtigkeit ist anders; er kennt meine Person bis in die letzten Phase meiner Existenz und er weiß was ich kann und nicht kann, was meine Gaben und Fähigkeiten sind, aber auch welche Blockaden, Ängste und Hindernisse ich habe. Und: Er liebt mich so, wie ich bin. Er handelt gerecht wenn er mich speziell behandelt, gemäß meinem ganzen speziellen Sein, denn er kennt wirklich mein Herz. Deshalb brauche ich keine Angst vor Gott zu haben, weil seine Gerechtigkeit von seiner Barmherzigkeit bestimmt ist.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 38/2020) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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