Evangelienkommentar Siebter Sonntag der Osterzeit (Joh 17, 1–11a)

(rb–24.5.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Otmar Stefan, Kirche Direkt – Ombudsstelle und Katholikenanwaltschaft der Erzdiözese Salzburg.

Botschaft, die erfüllt und trägt

Das Gebet Jesu hat hier den Charakter eines feierlichen Bekenntnisses in einer mystischen Sprache, das über den Moment der irdischen Realität hinausgeht. Jesus macht deutlich, dass er seine Mission erfüllt hat: Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart und damit unverrückbar dargelegt, dass dich zu erkennen und an Jesus Christus, den du gesandt hast, zu glauben das ewige Leben bedeutet. Es geht also um den Glauben an diese Botschaft Jesu, die nichts anderes ist als die gute Nachricht von einem Gott, der uns liebt und seinen Sohn gesandt hat, uns zu erlösen. Denn dieses Gebet Jesu an den Vater erfolgt unter der Perspektive seines nahen Todes am Kreuz.

 

Der Glaube an Jesus ist Hingabe des Herzens, aller Sehnsüchte und Hoffnungen, die wir in uns tragen, an den liebenden Vater, im Vertrauen darauf, dass er immer das Beste für uns bereithält.Otmar Stefan, Kirche Direkt – Ombudsstelle und Katholikenanwaltschaft der Erzdiözese Salzburg

Jetzt geht es um das, was wirklich zählt: „Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.“ Gemeint waren seine Jünger, deren Glaube zu diesem Zeitpunkt doch noch fragil, ja anfanghaft war. Sie haben die Worte Jesu gehört, seine Wunder erlebt, sie waren einerseits voller Enthusiasmus aufgrund des Erlebten, aber zugleich alles andere als gefestigt in ihrem Glauben. Die Dimension des Kreuzestodes Christi war für sie noch zu groß, nicht begreifbar, dies solle nicht geschehen, meinte Petrus. Aber das Gebet Jesu geht über diese reale Glaubenswirklichkeit der Jünger hinaus, er sieht bereits ihren Glauben nach dem Pfingstereignis, ihre Bereitschaft, wirklich alles hinzugeben, auch das eigene Leben.

Wir erleben seit Längerem zahlreiche krisenhafte Vorkommnisse in der Welt, aber auch in der Kirche, die mediale Berichterstattung ist voll davon. Was kaum berichtet wird, dass wir uns wie in den Anfängen der Kirche auch in einer Phase des Martyriums befinden; wie kaum jemals zuvor werden Christen in großer Zahl in vielen Ländern der Welt verfolgt oder auch wegen ihres Glaubens getötet – die Liste der Märtyrer ist lang und wird immer länger.

Die Geschichte zeigt, dass diese Wirklichkeit eigentlich immer der wahre Nährboden für eine Erneuerung der Kirche war und es auch in Zukunft sein wird. Die Worte Jesu gelten bis zum heutigen Tag: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh 15, 20) Möge das Gebet Jesu auch uns stärken, ermutigen, nicht furchtsam, wankelmütig zu sein, sondern Zeugen seiner Botschaft, die uns erfüllt, die uns trägt, die uns anspornt, das weiterzugeben, was uns als Christen eigentlich auszeichnen sollte: Zeugen der Liebe Gottes zu uns Menschen zu sein.


Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 21/2020) erschienen.
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