Evangelienkommentar 3. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1, 14–20)

(rb–24.1.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Albert Hötzer, Diakon in der Pfarre Siezenheim.

Das Reich Gottes ist nahe

Keinen Herrn über sich und Diener unter sich zu haben war eine utopische Forderung der Aufklärung, deren Nachwirkungen bis heute auszumachen sind. Dienen selbst war wohl nie in Mode, weisungsgebundenes Personal jedoch schon immer willkommen. Ähnlich sieht es in der Frage der Nachfolge aus. Im Internet zählen die Influencer, Blogger, YouTuber ihre Anhängerschaft. Sie geben Ratschläge, analysieren, kommentieren oder erzählen einfach, wie sie ihren Tag verbringen. Die erfolgreichsten Leitfiguren im Netz bringen es dabei auf mehrere Millionen Follower (Nachfolger).

Ein Follower oder Top Fan zu werden ist nicht besonders schwer: Einige Klicks am PC reichen dafür aus.
Die Nachfolge Jesu unterscheidet sich davon fundamental. Er (be)ruft seine Jünger nach dem Zeugnis des Markusevangeliums direkt: „Kommt her, mir nach!“ Sie scheinen gar nicht anders zu können, als alles liegen und stehen zu lassen und ihm zu folgen. Es ist die Begegnung mit der Wahrheit Gottes, die sie erfahren und die sie antreibt, sich in aller Freiheit in diese Nachfolge hinein „gefangen“ nehmen zu lassen.

Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.Mk 1,17

Quasi aus dem Wasser des See Genezareth kommend, wurden die ersten Jünger „an Land gezogen“, um Menschenfischer zu werden. Diese Aufgabe ist eine Lebensentscheidung. Die erfüllte Zeit (die damit verbundene Einsicht nichts vertagen zu können), die Nähe des Gottesreiches (erfahrbar in Jesus), die Umkehr (die klare Selbstreflektion vor Gott) und der Glaube an das Evangelium (die begründete Hoffnung auf Erlösung) sind ihre Grundlagen. Man darf nicht vergessen, wer diese Jünger waren: Als Fischer mussten sie froh sein, ein eigenes Boot zu besitzen. Ihre Heimat, die Randprovinz Galiläa, galt als Sammelbecken religiöser Abweichler und politischer Eiferer.

Jesus beruft, ohne dabei auf weltliche Konventionen Rücksicht zu nehmen. Allein die Hingabe zählt und erweist sich im Dienst an den anderen. So könnte man in einer Abänderung einer Aussage von Charles de Foucault sagen: „Nur auf dem untersten Platz kannst du der Diener aller sein.“ Der Ruf in seine Nachfolge kann dann in weltlichen Augen als das zweifelhafte Angebot angesehen werden, genau diesen Platz einzunehmen.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 3/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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