Evangelienkommentar 5. Sonntag der Osterzeit (Joh 15, 1–8)

(rb–2.5.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Bertram Neuner, Pastoralassistent und Betriebsrat in der Erzdiözese Salzburg.

Träumen darf man doch

Da kommt also einer zum Glauben, der bisher unserer Gemeinde nur Vernichtung gebracht hat – und dem sollen wir glauben, dass er wirklich Christ geworden ist und es plötzlich gut meint? Soll er doch erstmal etwas leisten, dann schöpfe ich vielleicht Vertrauen.

So stelle ich mir das vor, wenn Paulus auf die Gemeinde in Jerusalem trifft und ganz ehrlich, so geht es doch auch in unserer Gesellschaft, egal ob in der Arbeit, Schule oder im privatem Umfeld: Erst musst du was leisten, sonst gehörst du nicht zu uns. Ganz zu uns gehören, ganz mit Christus verwachsen sein, und im Glauben die Kraft finden, Gutes zu tun. Doch was ist das Gute? Mehr Gewinn? Das Geld arbeiten lassen, damit es uns später gut geht?

Nein, unser tägliches Brot gib uns heute. Das meint: jeden Tag so viel, dass ich und meine Familie gut leben können. Wie Tagelöhner im Weinberg, heute einen Denar, morgen einen Denar. Immer genau so viel, dass es sich gut ausgeht und niemand Stress und Sorge haben muss. Im Vertrauen darauf, dass morgen wieder so viel hereinkommen wird, dass es sich ebenfalls fein ausgeht. Zur Erinnerung: Das Manna in der Wüste verdirbt, wenn es gelagert wird.

Wenn alle in Liebe zusammenhalten, dann schaffen wir unser Auskommen und alle finden zum Leben.

Der Weinstock ist ein Organismus, bei dem die Reben vom Stock abhängig sind. Durch den Stamm bekommt die einzelne Traube Kraft und schafft neues Leben. Kommt es zu einer Unterbrechung des Flusses, stirbt die Frucht ab. Im Glauben stark zu bleiben, das eigene Leben als Freundin oder Freund Jesu zu gestalten, dass hält die Verbindung zu unserer Quelle. Gleich wie Jesus der Mächtigkeit JHWHs zu vertrauen, auch gegen die Rückschläge des Lebens.

Wenn wir alle zum Guten in der Welt beitragen, den sozialen Zusammenhalt fördern, die Schwachen aufbauen, Kranke besuchen, gegen Unrecht protestieren und Gerechtigkeit einfordern, dann bringen wir reiche Frucht und leben im Königreich JHWHs, unseres Gottes. Dann muss ich vor dem Fremden keine Angst mehr haben und jeder Mensch, die ganze Schöpfung atmet auf. Dann wird der Jubel groß sein und das Böcklein wird beim Löwen liegen. Träumen darf man doch! 

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 17/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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