Evangelienkommentar 31. Sonntag im Jahreskreis (Mk 12, 28b–34)

(rb–31.10.2021) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Magdalena Unterrainer, Referentin für Schulpastoral und für Öffentlichkeitsarbeit im Amt für Schule und Bildung der Erzdiözese.

Höre!

„Höre, Israel!“ So beginnt das Wichtigste unter den 613 Ge- und Verboten im Ersten Testament. Und dieses Gebot, Gott mit ganzem Herzen zu lieben ist so grundlegend, dass in einem traditionellen jüdischen Haushalt an jedem Türstock eine Kapsel angebracht ist, in der es auf einer kleinen Schriftrolle steht. Gläubige Jüdinnen und Juden berühren diese Kapsel wenn sie durch die Tür gehen, um sich das Gebot der Gottesliebe zu vergegenwärtigen.

Als Jesus von einem Gesetzesgelehrten nach dem wichtigsten Gebot gefragt wird, antwortet er erwartungsgemäß. Aber er fügt dem Gebot der Gottesliebe noch das Gebot den Nächsten zu lieben wie sich selbst hinzu.

Der Gesetzesgelehrte ist ausnahmsweise zufrieden mit der Antwort von Jesus und bekräftigt sogar seine Aussage: 

Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst ist wichtiger als alle Opfer, Rituale und Gesetze, die traditionell eingehalten werden müssen. Es ist der Kern der gesamten biblischen Botschaft.

In der Tradition des Juden Jesus dürfen auch wir uns heute angesprochen fühlen, wenn es heißt, „Höre, Israel!“ Hören ist vielleicht eine der wichtigsten Grundhaltungen im Leben. Doch zugegeben, in der Hektik der Zeit und ihrer Schnelllebigkeit, in den Anforderungen, die täglich an uns gestellt werden zwischen Arbeitsdruck und Freizeitstress … ist die Stille und Ruhe, die man zum Hören braucht, oft nicht leicht zu finden. Vielleicht schaffen wir es, uns „Ruheinseln“ im Alltag einzurichten, in denen wir uns immer wieder von Gott ansprechen und berühren lassen:

Höre! Auf die Menschen rund um dich, auf das was sie beschäftigt und bewegt. Viele Konflikte ließen sich vermeiden durch genaueres Hinhören. Als Antwort können sich Verständnis, Respekt, vielleicht sogar Liebe ergeben. Höre! In dich hinein. Achte auf das, was deiner Seele und deinem Herzen gut tut. Sei in einem gesunden Maße egoistisch, damit du weiterhin für deine Sache brennen kannst, aber nicht ausbrennst. Denn geben kann nur, wer auch empfängt. Höre! Auf Gott. Auf seine Zusage, dass du bedingungslos geliebt bist! Öffne dich auch für die Fragen, die er an dein Leben stellt. Die Antwort wird Dankbarkeit sein und eine größere Tiefe in allem was du tust. Höre, Mensch!

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 43/2021) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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