Evangelienkommentar 31. Sonntag im Jahreskreis (Lk 19, 1–10)

(rb–30.10.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Sr. Emanuela Resch, Halleiner Schwester Franziskanerin, Pädagogin, Generaloberin der HSF 2003.

Gesehen werden schafft Begegnung

Eine der schönsten Erzählungen schenkt uns Lukas an diesem Sonntag. Jesus durchwandert Jericho. Auf dem Weg hat er eine besondere Begegnung, denn da ist ein Mensch, der nach Gott verlangt: Zachäus, ein Zollpächter, der bei den Juden als Sünder galt. Sie verwehren ihm den Zugang zu Jesus. Zachäus weiß sich den Blick auf Jesus auf eine sehr kindliche Weise zu verschaffen. Er klettert auf einen Baum, denn er will Jesus sehen, er „sucht“ ihn sichtlich.
Wenn ein Mensch das Heil sucht, dann wird Gott alles dafür tun, dass der Mensch es auch findet. Deshalb ist nun Jesus in unserer Geschichte der, der alles tut, damit Zachäus ihm begegnen kann. Er bleibt an dem Baum stehen, auf den Zachäus sich „verstiegen“ hat. Jesus schaut hinauf, sieht ihn, ruft ihn beim Namen und spontan sagt Jesus zu Zachäus: „Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“

Noch ehe der Mensch nach Gott verlangt, verlangt Gott nach den Menschen. (Johannes v. Kreuz)

Sich sehen lassen wollen, gesehen werden, beim Namen angesprochen werden, sogar Gast sein zu dürfen, schafft Begegnung und Ansehen! Jesus kehrt im Haus des Zachäus ein. Entsetzen bei den Frommen, Freude bei Gott. Freude auch im Herzen des Zöllners, weil er, zum ersten Mal vielleicht, Liebe erfährt. Ja, Zachäus kann endlich der werden, der er eigentlich schon immer war: Ein Sohn Abrahams. Ein Mensch, der mit beiden Füßen mitten im Heil steht.
Ein neues, so ganz anderes Gottesbild, mit dem die Frommen schon zur Zeit Jesu nicht zurechtkommen, denn sie empören sich darüber, dass Jesus bei einem Sünder einkehrt. Ein Gott, der nicht erst dann Heil schenkt, wenn der Sünder auch brav umgekehrt ist, sondern der das Heil schenkt, damit der Sünder umkehren kann.
In einem Kinderlied heißt es: Zachäus ist ein kleiner Mann. Niemand will ihn haben. Ich nicht, Du nicht, keiner will ihn haben. Aber am Ende heißt es: Zachäus ist ein kleiner Mann - Jesus will ihn haben. Denn bevor der Mensch nach Gott verlangt, verlangt Gott schon längst nach dem Menschen. Und was für diesen Zachäus damals galt, das gilt heute auch für uns.

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 43/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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