Oshowski Andreas Abwegiges alltägliches Antlitz
Von Angesicht zu Angesicht.
Was ist das häufigste Motiv in einer aktuellen Tageszeitung? Das häufigste Motiv dürfte das menschliche Gesicht sein. Selbst bei Strompreisen, Fleischverbrauch und Autounfällen werden Gesichter in den Gazetten abgebildet. In den Nachrichten wird beim Ableben eines Menschen oft gesagt, er war das Gesicht des amerikanischen Rock’n Roll, er war das Gesicht der österreichischen Politik der 1970er Jahre, er war das Gesicht des österreichischen Skisports im zurückliegenden Jahrzehnt, sie ist das Gesicht der europäischen Finanzpolitik. – Szenenwechsel: in einem, sagen wir mal, pastoral-exegetischen Gespräch verdeutlichte mir meine Gesprächspartnerin, dass mir das Kreuz gegenüber hänge, so dass es vom Besucher des Zimmers zunächst gar nicht bemerkt werde. Ich ging in Gedanken meine persönlichen Räume durch, überall hängt der Gekreuzigte meiner üblichen Sitz- bzw. Arbeitsposition GEGENÜBER. Er zeigt mir sein Antlitz, er bietet mir die Stirn, ich sehe ihn in meinen alltäglichen Situationen (in der Heiligkeit meines Alltags, wie Papst Franziskus sagen würde) ich kann ihm etwas entgegenwerfen, er drängt sich mir quasi ständig als Gesprächspartner auf. Ein abwegiger Gedanke? Jedenfalls ein Gedanke, der schon vor 2.500 Jahren nicht unbekannt war.
Der HERR und Mose redeten miteinander von Angesicht zu Angesicht, wie einer mit seinem Freund spricht.Die Bibel (Das Buch Exodus, 33,11)
Das Kreuz vis-à-vis scheint mir beziehungsstärker und weniger Demonstrationszweck! Jetzt müssten wir nur noch diese Beziehungsstärke in den Antlitzen in den Gazetten suchen…
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Mit Gott, wie mit einen Freund sprechen, das kann unter Umständen ein lebenslanges Training erfordern…
