Oshowski Andreas Alle Jahre nieder!
Wehmut ist das Gefühl der zarten Traurigkeit, meint Andreas Oshowski.
Es dämmerte schon früh - letzte Woche. Die vielfältigen Lichter erhellten die Plätze und Gassen, die den Salzburger Christkindlmarkt erhellten. Nur wenige fanden den Weg in die viel zu frühe vorweihnachtliche Atmosphäre. Schon beim Aufbauen der Schaubuden an den Vortagen war im Vergleich zu den Vorjahren eine eher bedrückte, traurig erinnernde Stimmung wahrnehmbar. Für die Schausteller ist es eine wirtschaftliche Katastrophe.
Darum jammert Moab laut um Moab, alle jammern laut. Den Traubenkuchen von Kir-Heres weinen sie nach; sie sind ganz niedergeschlagen.Die Bibel (Buch des Propheten Jesaja, 16,7)
Eine neuere Bibelübersetzung spricht in diesem Zusammenhang von Wehmut. Wehmut ist das Gefühl der zarten Traurigkeit, keine Aggression; keine Provokation. Wehmut ist die Kraft aus der Traurigkeit, der Mut aus der bitteren Freude, der letztlich doch einen Weg in die Zukunft weist. Sollte wirklich eine Zeitenwende bevorstehen, werden viele Dinge immer wieder abgesagt, verlegt, verändert und neu erfunden werden müssen: alle Jahre nieder. Glücklich diejenigen, die in Wehmut geübt sind.
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Den Weihnachtsmarkt, der nur drei Tage währt und der zeitlich noch weit entfernt vom ersten Advent ist, hält unsere Sehnsucht wach, dass wir Menschen zu mehr adventlicher Haltung gerufen sind.
