Oshowski Andreas Als die Deutsche Nationalgalerie den Watzmann kaufte…
Ganzheitlich echte Bilder erkennen.
Der 250. Geburtstag des deutschen Künstlers Caspar David Friedrich steht im kommenden Jahr bevor. DIE ZEIT beschreibt ihn als jemand, der „mit Andacht und Zärtlichkeit auf jede Tanne und jeden Grashalm schaute. … seine Gemälde erzählen die Himmeln, die trösten können über die Schrecken der Erde. … Seine Himmelsdarstellungen (sind) zu einem globalen Symbol geworden für das, was wir Sehnsucht nennen.“(1) Und doch wird Caspar David Friedrich im Artikel der ZEIT als „Frömmler“ bezeichnet!? Warum erreichen diese ‚Frömmler‘ manche Sehnsüchte der Menschen besser als wir?
Das Herz eines Verständigen wird einen Sinnspruch überdenken und das Ohr des Zuhörers ist die Sehnsucht des Weisen.Die Bibel (Buch Jesus Sirach, 3,29)
Sehr leicht kann man an diesem großartigen Satz erkennen, dass Herz, Sinn, Zuhören und Sehnsucht als eine Einheit zusammengehören. Ganzheitlichkeit! Alles andere ist je kleinere Freiheit. - Die großartigen Bilder Caspar David Friedrichs sind aus der Angst der konkreten politischen und persönlichen Situation geschehen und sie sind ein versteckter Hilfeschrei, eine Grundhaltung sind sie nicht! Aber Caspar David Friedrich und die Frömmler in unserer Umgebung sind der mahnende Hinweise, dass viele, die vorgeben Sinn und Sehnsucht zu verkünden, das nicht mit dem ‚Herzen sehen‘. Die Aufsplittung von Herz, Sinn, Zuhören und Sehnsucht sind die je geringere Freiheit, im Umkehrschluss sogar die je größere Manipulation!
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Die Nationalsozialisten kauften 1937 das Werk von Caspar David Friedrich, das den Titel ‚Watzmann‘ trägt. „Dass dieses Gemälde zuvor jahrelang in einem jüdischen Gemeindehaus in Berlin gehangen hatte, wurde den Nationalsozialisten verheimlicht.“(1) Die Bäume auf dem Gemälde ‚Watzmann‘ deuten übrigens darauf hin, dass der Wind von rechts weht. Aber: Wer weniger sieht, ist auch näher am Scheitern!
1 DIE ZEIT, Florian Illies, Die Erfindung der Sehnsucht, S.52 ff
