Oshowski Andreas Vor lauter „Gut und Böse“ eingeschlafen?
Die Krise macht müde. Was können wir dagegen tun?
„Wieder einmal kam es zum Krieg zwischen den Philistern und Israel. David zog mit seinen Leuten hinab. Als sie gegen die Philister kämpften, wurde David müde.“1 Und sagen Sie nicht, Sie erleben im Moment nicht auch diese Müdigkeit in vielen Kämpfen! Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer, Konservative gegen Liberale (die natürlich auch konservativ sind), Innovation gegen Beharrlichkeit, Pandemieleugner gegen Verordnungsbefolger, Jung gegen Alt, Reich gegen Arm, Begeisterte gegen Skeptiker, Ratlose gegen Ratgebende und so weiter …
Vielleicht verursachen unsere Gegenüberstellungen, unsere Begriffspaare die Müdigkeit, die wir empfinden. Vielleicht ist es unser Streben nach 100 prozentiger Sicherheit, die unsere pädagogische (und manchmal als belehrend empfundene) Grundhaltung befeuert. Wenn ich mir 100-prozentig sicher bin, werde ich dem Anderen doch wohl helfen dürfen mit meinen Belehrungen, oder? Die Bibel löst viele unserer Polaritäten auf, erst die Lesung vom vergangenen Sonntag bietet dafür ein eindringliches Beispiel:
Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen. (…) Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.Die Bibel (Jeremia 31, 34)
Ein mitteleuropäischer Politiker sagte vor kurzem, „wir alle werden uns am Ende der Pandemie viel zu vergeben haben.“ Dann ist es hoffentlich auch mit der belehrenden Grundhaltung vorbei…
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Vielleicht ist gerade ein Verharren in der Ratlosigkeit ein erster Schritt heraus aus unserer Müdigkeit …
1 Die Bibel (2. Buch Samuel 21, 15)
