Marien- & Heiligenverehrung

Als Menschen, die ihr Leben auf Christus hin geführt haben, können Heilige anderen Glaubenden als Vorbild dienen. Sie gelten auch als Fürsprecher bei Gott: Wir gehen davon aus, dass sie sich bereits in der Gemeinschaft Gottes befinden und ihre Fürsprache die Macht unseres Gebets erhöht.

Maria

Unter den Heiligen nimmt die Gottesmutter Maria eine Sonderstellung ein. Sie hat stellvertretend für alle Menschen Ja zur Menschwerdung Gottes gesagt. Sie gilt deshalb als die Mutter der Kirche und bringt uns die Barmherzigkeit Gottes nahe. Im Glauben ist sie uns Vorbild, eine Schwester, eine Mutter.

Gott drängt sich dem Menschen nicht auf. Gott wird daher auch nicht Mensch, ohne zu fragen. Gefragt wird eine einfache junge Frau aus Nazareth mit dem Namen Maria (Lk 1, 26 ff.). Maria antwortet nicht blind. Sie fragt zurück. Dann sagt sie Ja. Dieses Ja sagt sie stellvertretend für uns alle. Sie schenkt der Botschaft, die sie von Gott erhält, Glauben. So kann Gott, das Wort Gottes, der Sohn Gottes Fleisch annehmen, Mensch werden: Jesus.

Erste Verkünderin des Evangeliums

Mit dem Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth wird Maria zur ersten Verkünderin des Evangeliums (Lk 1,39 ff.). Und sie sagt bei dieser Gelegenheit auch die umwälzenden Veränderungen an, die Gott zum Wohl der Menschen bewirken will: 

Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.Lk 1,46 ff

Wie jede Mutter muss auch Maria lernen, ihren Sohn loszulassen. Sie lernt das, als sie und Josef den Zwölfjährigen im Tempel suchen müssen (Lk 2, 41 ff.), sie lernt das bei der Hochzeit in Kana (Joh 2,1 ff.), sie lernt das, als die Familie versucht, Jesus heimzuholen (Mk 3,31 ff.).

Maria gehört zu den wenigen, die Jesus bei seinem Tod beistehen. Sie steht unter dem Kreuz. Jesus vertraut seine Mutter und seinen Lieblingsjünger einander an (Joh 19, 26). Das wird traditionell so interpretiert, dass alle Glaubenden Maria als ihre Mutter im Glauben ansehen dürfen.

Maria ist dann auch bei den Anhängern Jesu, die sich nach der Kreuzigung im Abendmahlsaal eingesperrt haben, als Jesus, der Auferstandene, ihnen begegnet war, und sie ist dabei, als der Heilige Geist auf alle herabkommt (Apg 1, 14). 

Marienverehrung & Marienerscheinungen

Über die Jahrhunderte hinweg haben Gläubige in der Begegnung mit Maria die Barmherzigkeit Gottes erfahren. Die Marienverehrung wird erst an dem Punkt fragwürdig, als Maria zum Ersatz für einen furchterregenden Gott oder für die verdrängte weibliche Seite Gottes wird. Gott kann korrekterweise weder als männlich noch als weiblich beschrieben werden, Gott kann sowohl als Vater als auch als Mutter angesprochen werden. Ersteres ist uns traditionell vertrauter.

Beginnend mit der Erscheinung der Maria in Guadalupe in Mexiko 1531 hat die katholische Kirche eine Reihe solcher Erfahrungen von Gläubigen mit Maria als authentisch erklärt, für den Glauben aber nicht verpflichtend. Alle Erscheinungen verbindet, dass Maria immer zum Glauben an Jesus aufruft und die Kernbotschaft Jesu wiederholt: Kehrt um und glaubt an das Evangelium (Mk 1, 15). 

Heiligkeit

Menschen sind nicht zur Durchschnittlichkeit berufen. Heiligkeit ist das Ergebnis einer abenteuerlichen Beziehungsgeschichte mit Gott. Natürlich sollte man vor allem direkt zu Jesus beten. Wenn aber mehrere für dieselbe Sache beten, kann das ein Erweis dafür sein, dass es um eine für die Betenden wichtige Angelegenheit geht. Die Fürsprache der Heiligen im Himmel soll dies noch verdeutlichen und zudem die Wirkmacht des Gebets erhöhen.

Das Christsein ist kein normiertes Standardverfahren, sondern gelebte Gottesbeziehung. Wie die Bibel uns eine Sammlung maßgeblicher Gotteserfahrung bietet, so benennt die Kirche bestimmte Menschen, die in besonderer Weise in der Schule Jesu die Kunst des Lebens, des Liebens und des Sterbens erlernt haben.

Nur im Rückblick und auf dem Sockel erscheinen diese Biografien als glatte Angelegenheit. Doch dahinter stehen die Abenteuer Gottes, das ungewisse Kämpfen und Fragen, die Trockenheit vieler Alltage, die Dunkelheiten und Zerbrechlichkeiten eines fragmentarischen Lebensentwurfs.

Auch die Heiligen sind Menschen mit Stärken und Schwächen, ihrer Lebenswelt und -zeit verbunden, keine Allroundgenies der Frömmigkeit. Aber sie sind einem besonderen Ruf gefolgt, haben ihr ganz besonderes Charisma entfaltet. Abseits davon braucht nicht jeder Aspekt ihres Lebens vorbildhaft genommen zu werden. Aber auf ihr Lebenszeugnis hin betrachtet, leuchtet in ihnen in der einen oder anderen Weise das Gesicht Jesu deutlich auf.

Heilige sind meist gekennzeichnet durch Understatement. Heilige haben kein Problem als „klein“ zu gelten. Heiligkeit zeigt sich oft in der Leichtigkeit. Auch wenn es Heilige oft schwer haben. Heiligkeit hat zu tun mit einer letzten Heiterkeit, weil Heilige von einer unbesiegbaren Hoffnung getragen sind.

Maria, die Mutter Jesu, ragt unter den Heiligen besonders heraus, weil Gott sie erwählt hat, Mutter seines Mensch gewordenen Sohnes zu sein. Gott fragt sie und sie fragt zurück. Und dann sagt sie Ja. Mir geschehe nach deinem Wort. Die Gottesbegegnung ändert alles. Maria sagt uns das an in ihrem Lobgesang, dem Magnificat. Sie verweist uns auf Christus: Was er euch sagt, das tut. Sie steht zu Jesus auch unter dem Kreuz. Sie ist in der Mitte der Jünger bis zur Sendung des Geistes, von dem sie den Sohn empfangen hat. Die Mutter Jesu ist auch unsere Mutter im Glauben, Mutter der Kirche.

 

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